1. Etappe: Von O’Cebreiro nach Triacastela

Freitag, 20. Juni 2008

Wie bei Hape Kerkeling, heißt es jetzt auch für uns: Wir sind dann mal weg! Das Buch hatte meinen seit langem gefassten Vorsatz den Weg zu gehen, beschleunigt. Pfingsten 2008 auf Mallorca, habe ich Andreas Reber von meinem Vorhaben erzählt und er war sofort entschlossen den Weg mitzugehen.

Aus zeitlichen Gründen, hatten wir uns für eine 7-Tageswanderung mit 160 km entschlossen. Am Freitag den 19. Juni 2008 landeten wir in Santiago de Compostela. Ein Taxi brachte uns 160 km zum Ausgangspunkt O’Cebreiro. Dieses kleine 50 Einwohner große Dorf liegt rund 1.300 m hoch - die Häuser sind alle aus Stein. Gegen 19 Uhr erreichten wir O’Cebreiro bei Sonne, doch bald zogen Nebel und Kälte auf, die hier besonders nachts, und am frühen Morgen vorherrschen.
Nach einer ersten Nacht in einem Hostel beginnt unsere Wanderung um 6:45 Uhr. Der Ort ist auf Pilger eingestellt und man hatte die Möglichkeit um 6:00 Uhr bereits einen „caffee con leche“ zu trinken. Das haben wir später nicht mehr so früh gekonnt. Die morgendliche Kälte verbunden mit Nebel zwang uns in die Regenjacken. Jetzt hieß es: 7 Tage laufen mit Übergewicht am Körper und im Rücksack mit 7 bis 9 kg je nachdem wie voll die Wasserflaschen waren. Unter der Regenjacke und der Anstrengung, Berg rauf und runter, schwitze ich schon jetzt meine Sünden aus. Nachdem die Sonne gegen 10 Uhr voll auf uns niederstrahlte, entschloss ich mich die Regenjacke wieder in den Rucksack zu packen und mein total nasses Hemd zu wechseln. Ich lerne aber später, dass man damit leben muss mit dem nassen Hemd zu laufen und man es sich erst im Ziel leistet es zu wechseln.
Es wird immer wieder empfohlen allein zu laufen, um den Mythos des Weges zu erleben. Der Wanderrhytmus eines jeden ist anders und auch wir sind jeder für sich gelaufen. Man sah sich mal auf einer Raststätte, ansonsten am Ziel, wo Andreas immer vor mir war und schon Quartier gemacht hatte. Pilger die wir trafen, erzählten, dass man, wenn man nur lange genug den Weg geht, anfängt mit den Tieren und Pflanzen zu sprechen. Das wäre noch ok, schlimm wäre es nur, wenn die Tiere und Pflanzen antworten. Unser Weg war nicht lang genug, so dass es nicht zu einem Gespräch mit den Pflanzen und Tieren kam. Die Pilger sind eine Gemeinschaft. Wenn man sich sieht, grüßt man immer mit einem freundlichen „Bon Camino“. Man hilft sich unterwegs und in den Herbergen.
Es gibt viel zu tun auf Grund von körperlichen Problemen. Meinen Wanderrucksack - Deuter- hatte ich gekauft, ohne ihn mir erklären zulassen. Beim Aussuchen hatte ich mich nur gewundert, das alle Musterrucksäcke so schwer waren. Man hätte sich die Handhabung erklären lassen können, aber in meiner Hektik habe ich nur einen schnellen Kauf gemacht. Ich büße dafür mit Rückenschmerzen. Mit den Tagen erläutern mir Pilger und Andreas, den richtigen Sitz et cetera. Es hilft, aber die Schmerzen bleiben doch. Na ja, ich bin auf Pilgerschaft und nicht in Urlaub auf Malle.
Das erste Ziel Tricastela erreiche ich am Nachmittag. Andreas hat bereist Quartier im Hostal gebucht. Schön, dass es Handys gibt, darüber klappt die Verbindung zueinander. Früher haben sich die Pilger schriftlich Nachrichten in den Herbergen hinterlassen. Eine andere Kommunikation gab es nicht. Ich werde weiter über Handy im jeweiligen Ort von meinen Quartiermeistern erfahren, wo geruht wird. Jetzt nach dem ersten Tag, kommt es zur körperlichen Bestandsaufnahme, ein Ritual was sich jeden Tag am Ziel wiederholen wird: Blasen heute noch nicht, aber die Oberschenkel haben sich bereits wund gerieben. Jetzt weiß ich warum ich gelesen habe man sollte eine Strumpfhose oder ähnliches tragen, damit die Reibung vermieden wird. Ich habe es gelesen, aber wie so vieles, nur gelesen. Jetzt heißt es, meine mitgenommen Hilfsmittel einsetzen, Niveacreme, Penatenpuder, Voltaren und meine Oberschenkel beklebe ich mit Optiplaste -ein Elastoplast- ich hatte gelesen man sollte sowas mitnehmen. Hier habe ich was gelesen, befolgt und es wird mir in den Tagen bei meinen Beinen sehr helfen, um die Wundreibung zu mindern, nicht mehr.