2. Etappe: Von Triacastela nach Portomarín

Samstag, 21. Juni 2008

Gegessen habe ich außer einer Banane nichts, nur getrunken: 2 bis 3 Liter - genau weiß ich es nicht. Bei jeder Rast, wird nur getrunken. Im Rucksack habe ich auf beiden Seiten Wasserflaschen, die ich des öfteren auffülle. Morgen sind 500 Höhenmeter zu bewältigen und der erste Tag hat mir weiter gezeigt, ich bin mit den falschen Schuhen unterwegs. Zuhause hatte ich mich entschieden, statt meiner festen Wanderstiefel, leichte, aber feste Walkingschuhe zu kaufen, ich hatte gehofft, damit leichter zugehen. Ich hatte mal wieder nur gedacht. Die Wege führten die ersten Tage nur über Stein, Fels, Schotter, die letzten Tage kommt etwas mehr Asphalt hinzu. Ich knicke in den Schuhen schon am ersten Tag öfters um und das wird so bleiben. Mein Schutzengel hat aber dafür gesorgt, dass kein Umknicken so schwer wird, dass ich größere Probleme dadurch bekomme.
Bei meiner Vorbereitung habe ich viel Interessantes auf der Internettseite der Jakobsbrüder Paderborn gelesen. Diese Seite kann ich bestens empfehlen. Auf der Internetseite war von einer Pilgermesse im Ort Tricastela geschrieben, die von einem Priester gehalten wird, der die anwesenden Pilger mit einbezieht. Es wurde für mich die bewegendste Messe, die ich bisher erlebt hatte. Wir waren rund 20 anwesende Pilger. Aus den anwesenden Nationen wurde ein Pilger gebeten, die Gebete in der jeweiligen Landesprache vorzulesen. Ein spanischer Pilger wurde gesucht und gefunden, der auch Englisch konnte und dann die Predigt und alles andere für uns übersetzte. Ihr seid Pilger und Ihr seid müde, dies waren seine ersten Worte und wir sollten deshalb bis auf die Gabenbereitung sitzen bleiben. Den Friedensgruß gaben sich alle Pilger, in dem man sich gegenseitig umarmte. Zur Kommunion konnten wir soweit wir wollten - es waren auch Nicht-Katholiken anwesend - die Hostie am Altar entgegen nehmen, in den Wein tauchen und beim Verlassen des Altars wurden wir vom Priester umarmt und gingen dann zurück in unsere Bank.
Jetzt kam das Weltliche zu seinem Recht: Abendessen war angesagt. Das was wir heute Abend erleben, war in jedem Pilgerzielort auch so. Es gibt überall ein Pilgermenü. Es besteht aus einer Vorspeise - wahlweise, Salat, Suppe, Pasta - einem Hauptgang - Fleisch, Fisch, Huhn mit Fritten - Nachtisch - Eis, Joghurt, Flan, Kuchen de Santiago - und 1 liter Hauswein, 1 Liter Wasser. Alles zusammen für € 8,50. Andreas hatte Probleme damit im Hellen bereits zu Bett zugehen, so haben wir uns noch vor eine kleine Taverne gesetzt und kamen mit den Pilgern ins Gespräch. Heute Abend lerne ich unter anderem Peter vom Finanzamt kennen- Gott sein Dank vom Finanzamt Holland. Er hat im letzten Jahr die Strecke von Amsterdam bis Santiago mit dem Fahrrad bewältigt. Dieses Jahr ist er zu Fuß ab Saint-Jean-Pied-de-Port unterwegs und ist bisher noch kein Stück gefahren. Bei den Gesprächen mit den Pilgern sind doch einige dabei, die schon das eine oder andere Mal eine Strecke gefahren sind, mit Bus oder Taxi. Peter ist so fit, wenn er Zeit hätte, wäre er den Weg auch gerne wieder zurückgelaufen.
Viele Pilger berichten uns von dem Übernachten in Herbergen. Es scheint das größte Problem zu sein und alle wählen immer wieder zwischendurch die Übernachtung in einem Hostel. In den Herbergen schläft man mit zu vielen Personen in einem Raum. Es wird geschnarcht - viele haben Ohropax dabei- ab 2 Uhr in der Nacht geht laufend jemand zur Toilette und ab 5 Uhr morgens packen die ersten Ihre Sachen um los zu kommen. Es ist oft wichtig früh an einer Herberge zu sein, um sich ein Bett im Schlafsaal zu sichern. Das wollen wir uns ersparen und werden auch die nächsten Tage immer in einem Hostel übernachten, für ca. € 25 die Nacht im Einzelzimmer. Diesen Luxus leisten wir uns auch. Um 21:30 Uhr verschließt die Wirtin der Taverne Ihr Lokal, wir können aber noch dort sitzen und austrinken und sollen unsere Gläser später auf die Fensterbank stellen. Um 22.00 sind wir im Hellen bereits im Bett....